Eröffnung des Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum in Laufersweiler

Gestern fand die offizielle Eröffnung des neuen Studien- und Begegnungszentrums in der ehemaligen Synagoge in Laufersweiler statt. In Laufersweiler ist ein einmaliges Erinnerungsensemble zum deutschen Landjudentum erhalten. Die ersten Bemühungen um einen Erhalt des Synagoge, deren Gebäude die Reichspogromnacht 1938 20140706_164731nur aufgrund der engen Bebauung überstanden hat und die nach dem Krieg u.a. als Wäscherei gedient hat, gehen ins Jahr 1983 zurück.

In den zurückliegenden über 30 Jahren wurde durch engagierte Bürger mit Unterstützung der Gemeinde, des Landes und der EU eine Struktur geschaffen, die Laufersweiler heute zu einem herausragenden Lernort jüdischer Geschichte in Deutschland macht.

In dem Synagogengebäude, das aufgrund der Nachkriegsnutzung durch eine Zwischendecke in zwei Etagen aufgeteilt ist, befinden sich unten eine ältere Ausstellung zu jüdischer Kultur, Religion und Geschichte der Juden in Laufersweiler. In der ersten Etage ist nun das Studien- und Begegnungszentrum mit Bibliothek, Arbeitstischen und Computern. Die Bibliothek enthält neben allgemeinen Standardwerken zu jüdischer Geschichte und Kultur, alle Veröffentlichungen zu Laufersweiler sowie Archivalien, Studienarbeiten von Schülern und Studierenden und Videos von Zeitzeugengesprächen aus den letzten 20 Jahren, die vor Ort entstanden sind.

Das Studien- und Begegnungszentrum in Laufersweiler versteht sich dabei als zentraler Ort für die Erforschung, Pflege und Erinnerung der Geschichte des Landjudentums zwischen Rhein, Mosel und Nahe im heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis. Hier gab es eine bedeutende jüdische Bevölkerung, so lebten in Laufersweiler um 1850 rund 150 Deutsche jüdischen Glaubens, die damit mehr als 20% der Bevölkerung ausmachten. Zu dem Kreis gehören auch große Teile des oberen Mittelrheintals mit u.a. Boppard, St. Goar und Oberwesel. Erhalten sind noch zahlreiche jüdische Friedhöfe. Das Synagogengebäude in Laufersweiler ist das einzige im Kreis, das in seiner ursprünglichen Form noch erhalten geblieben ist.

In Laufersweiler befinden sich darüber hinaus noch der alte jüdische Friedhof sowie das jüdische Schul- und Bächergebäude, die jedoch in Privatbesitz sind. In den letzten Jahren wurden zwei Rundgänge mit Infotafeln angelegt, wobei der „Weg der Erinnerung“ (PDF) auf jüdischen Spuren in Laufersweiler auf einem Teilstück der Wander-Traumschleife“ Kappleifelsen (PDF) liegt.

Von Kindern und Jugendlichen geschaffen wurde der „Pfad der jüdischen Lyrik“ (PDF) ebenso wie gemeinsam mit einer Künstlerin, der neben der Synagoge gelegene Erinnerungsort „Gelebtes Leben – geraubtes Leben“.

Nach Jahrzehnten der Erforschung richtet sich der Schwerpunkt der Arbeit in Laufersweiler nun mit einem breiten Bildungsangebot vor allem an Kinder und Jugendliche. Das Erinnerungsensemble und das Studienzentrum ermöglichen zahlreiche Zugänge und eigenständiges Arbeiten vor Ort. Diese werden ergänzt durch digitale Angebote. Zur Zeit erstellen Schüler aus der Umgebung Geocaching-Touren, mit denen die jüdische Geschichte von Laufersweiler durch Rätsel und Erkundung des Ortes entdeckt werden kann.

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Hinweis: Für Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz wird es am 20. Mai 2015 eine ganztägige Fortbildung (Programm und weitere Informationen als PDF) in Laufersweiler geben, um die Möglichkeiten der Arbeit in Laufersweiler mit Schülerinnen und Schüler kennenzulernen und eigene Projektideen für Unterricht und Exkursionen zu Geschichte des (Land-) Judentums zu entwickeln. Die Anmeldung zur Fortbildung erfolgt über das Tis-Portal des Landes und ist nach Sommerferien möglich.

 

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Eine Antwort zu Eröffnung des Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum in Laufersweiler

  1. Daniel Bernsen schreibt:

    Hat dies auf Medien im Geschichtsunterricht rebloggt und kommentierte:

    Einmaliges Erinnerungsensemble zur Geschichte des deutschen Landjudentums in Lauferweiler im Hunsrück.

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