Buchtipp: Die SchUM-Gemeinden Speyer – Worms – Mainz. Auf dem Weg zum Welterbe.

Mittlerweile haben es die SchUM-Städte mit ihrer Bewerbung auf die Vorschlagsliste geschafft und damit gute Chancen in ein paar Jahren als Welterbe durch die UNESCO anerkannt zu werden.

Der Weg dahin ist bekanntlich lang und so auch im Fall von Speyer, Worms und Mainz. Eine wichtige Etappe war eine interdisziplinär ausgerichtete, internationale Konferenz im November 2011. Die insgesamt 29 Vorträge wurden von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in einem fast 500 Seiten schweren Sammelband zusammengestellt und veröffentlicht.

Der Band bietet einen umfassenden Überblick zum Forschungsstand der jüdischen Geschichte und Kultur in den drei SchUM-Gemeinden und eröffnet darüber hinaus Forschungsperspektiven für die Zukunft. Schließlich enthält er neben einem allgemeinen Überblick zum „Erfolgsmodell“ Welterbekonvention vergleichende Hinweise zum Umgang, zur Präsentation und Vermittlung des jüdischen Kulturerbes in Wien und Erfurt.

Wenn auch für den schulischen Bereich in einigen Beiträgen vermutlich zu speziellen Fokus lohnt sich die Anschaffung des Bandes doch für die Schul- oder Lehrerbibliothek für all diejenigen, die einen Überblick zur Forschung über die drei SchUM-Städte suchen.

Da gerade jüdische Geschichte oft in Schulbüchern etwas „stiefmütterlich“ behandelt, teilweise weiterhin schief oder einseitig dargestellt wird (siehe auch die Hinweise der AG des Verbands der Geschichtslehrer) und selten regionale Bezüge enthält, können die Beiträge des Bandes wichtige Anregungen liefern, das Thema für den Geschichtsunterricht in Rheinland-Pfalz mit regionalem Bezug aufzubereiten und ggf. auch verbunden mit einer Exkursion nach Mainz, Speyer oder Worms zu verbinden.

Ebenso können einzelne Beiträge auch für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe einen guten Einstieg in eine Facharbeit oder BLL leisten.

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Die SchUM-Gemeinden  Speyer-Worms-Mainz. Auf dem Weg zum Welterbe, Verlag Schnell & Steiner: Regensburg 2013. (ISBN 978-3-7954-25944. Euro 49,95€. Internetseite des Verlags)

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Laufersweiler als außerschulischer Lernort für deutsch-jüdische Geschichte

Die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde Laufersweiler ist die einzige im Rhein-Hunsrück-Kreis, die als solche noch erkennbar ist. Das Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich:

Nachdem die Vorgängerbauten des 19.Jahrhunderts abgebrannt oder nicht mehr nutzbar waren, erbaute die jüdische Gemeinde unter erheblichen finanziellen Belastungen im Jahre 1911 ihre neue Synagoge. In den Tagen der Reichspogromnacht 1938 verwüsteten Nazi-Schergen das Gotteshaus und zerstörten alle Kultgegenstände. Nach mehreren entstellenden Umbaumaßnahmen und dem Einbau einer Zwischendecke diente sie in der Nachkriegszeit als Wäscherei, Gefrieranlage, Schulsaal oder Versammlungsraum.

Nach kontroverser Diskussion und großen Anstrengungen der Zivilgemeinde wurde sie 1985 unter Denkmalschutz gestellt und zweimal renoviert. Seit 2014 befindet sich hier das Forst-Mayer-Studien- und Begegnungszentrum für das Landjudentum im Rhein-Mosel-Hunsrück-Raum.

Die Fortbildung findet am Mittwoch, 20. Mai 2015, von 10-17 Uhr in Laufersweiler statt.

Weitere Informationen und Anmeldung:

https://tis.bildung-rp.de/web/guest/catalog/detail?tspi=71308_

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Jerusalem am Rhein – Auf den Spuren einer Weltkultur

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Eröffnung des Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum in Laufersweiler

Gestern fand die offizielle Eröffnung des neuen Studien- und Begegnungszentrums in der ehemaligen Synagoge in Laufersweiler statt. In Laufersweiler ist ein einmaliges Erinnerungsensemble zum deutschen Landjudentum erhalten. Die ersten Bemühungen um einen Erhalt des Synagoge, deren Gebäude die Reichspogromnacht 1938 20140706_164731nur aufgrund der engen Bebauung überstanden hat und die nach dem Krieg u.a. als Wäscherei gedient hat, gehen ins Jahr 1983 zurück.

In den zurückliegenden über 30 Jahren wurde durch engagierte Bürger mit Unterstützung der Gemeinde, des Landes und der EU eine Struktur geschaffen, die Laufersweiler heute zu einem herausragenden Lernort jüdischer Geschichte in Deutschland macht.

In dem Synagogengebäude, das aufgrund der Nachkriegsnutzung durch eine Zwischendecke in zwei Etagen aufgeteilt ist, befinden sich unten eine ältere Ausstellung zu jüdischer Kultur, Religion und Geschichte der Juden in Laufersweiler. In der ersten Etage ist nun das Studien- und Begegnungszentrum mit Bibliothek, Arbeitstischen und Computern. Die Bibliothek enthält neben allgemeinen Standardwerken zu jüdischer Geschichte und Kultur, alle Veröffentlichungen zu Laufersweiler sowie Archivalien, Studienarbeiten von Schülern und Studierenden und Videos von Zeitzeugengesprächen aus den letzten 20 Jahren, die vor Ort entstanden sind.

Das Studien- und Begegnungszentrum in Laufersweiler versteht sich dabei als zentraler Ort für die Erforschung, Pflege und Erinnerung der Geschichte des Landjudentums zwischen Rhein, Mosel und Nahe im heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis. Hier gab es eine bedeutende jüdische Bevölkerung, so lebten in Laufersweiler um 1850 rund 150 Deutsche jüdischen Glaubens, die damit mehr als 20% der Bevölkerung ausmachten. Zu dem Kreis gehören auch große Teile des oberen Mittelrheintals mit u.a. Boppard, St. Goar und Oberwesel. Erhalten sind noch zahlreiche jüdische Friedhöfe. Das Synagogengebäude in Laufersweiler ist das einzige im Kreis, das in seiner ursprünglichen Form noch erhalten geblieben ist.

In Laufersweiler befinden sich darüber hinaus noch der alte jüdische Friedhof sowie das jüdische Schul- und Bächergebäude, die jedoch in Privatbesitz sind. In den letzten Jahren wurden zwei Rundgänge mit Infotafeln angelegt, wobei der „Weg der Erinnerung“ (PDF) auf jüdischen Spuren in Laufersweiler auf einem Teilstück der Wander-Traumschleife“ Kappleifelsen (PDF) liegt.

Von Kindern und Jugendlichen geschaffen wurde der „Pfad der jüdischen Lyrik“ (PDF) ebenso wie gemeinsam mit einer Künstlerin, der neben der Synagoge gelegene Erinnerungsort „Gelebtes Leben – geraubtes Leben“.

Nach Jahrzehnten der Erforschung richtet sich der Schwerpunkt der Arbeit in Laufersweiler nun mit einem breiten Bildungsangebot vor allem an Kinder und Jugendliche. Das Erinnerungsensemble und das Studienzentrum ermöglichen zahlreiche Zugänge und eigenständiges Arbeiten vor Ort. Diese werden ergänzt durch digitale Angebote. Zur Zeit erstellen Schüler aus der Umgebung Geocaching-Touren, mit denen die jüdische Geschichte von Laufersweiler durch Rätsel und Erkundung des Ortes entdeckt werden kann.

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Hinweis: Für Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz wird es am 20. Mai 2015 eine ganztägige Fortbildung (Programm und weitere Informationen als PDF) in Laufersweiler geben, um die Möglichkeiten der Arbeit in Laufersweiler mit Schülerinnen und Schüler kennenzulernen und eigene Projektideen für Unterricht und Exkursionen zu Geschichte des (Land-) Judentums zu entwickeln. Die Anmeldung zur Fortbildung erfolgt über das Tis-Portal des Landes und ist nach Sommerferien möglich.

 

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SchUM-Städte auf Vorschlagsliste zum Welterbe

Wormsjews

Darstellung eines jüdischen Manns und einer jüdischen Frau, Worms 16. Jahrhundert.

Von 31 Bewerbungen aus den Bundesländern haben es neun auf die deutsche Vorschlagsliste geschafft, die gestern von der KMK beschlossen und bekannt gegeben wurde.

Die vorgeschlagenen Orte müssen nun ihre Bewerbungen für die UNESCO vorbereiten. Die Entscheidung steht voraussichtlich 2021 an.

Neben den SchUM-Städten aus Rheinland-Pfalz haben es noch zwei weitere Ort jüdischer Geschichte auf die deutsche Nominierungsliste geschafft: die alte Synagoge und Mikwe in Erfurt sowie der jüdische Friedhof Altona.

 

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Hinweis: Smartphone-Web-App »Orte jüdischer Geschichte«

Es handelt sich um eine Web-App, die also auch im Browser zuhause am Computer angesehen werden kann. Ob nun mit mobilem Endgerät oder am PC über diesen Link geht es zur Anwendung.

Wer hinter der App steckt, welche Inhalte sie umfasst und wie die Pläne für die Weiterentwicklung sind, ist in einem Beitrag im Blog „Deutsch-jüdische Geschichte digital“ erklärt.

Ein spannendes Projekt, das den Blick auf jeden Fall lohnt und Aufmerksamkeit verdient!

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Archäologische Befunde virtuell aufbereiten

Diese Art der virtuellen Aufbereitung scheint besonders interessant für Erschließung und Vermittlung der nicht mehr existenten Synagogen, Mikwen und anderer Gebäude, auch am Mittelrhein.

Medien im Geschichtsunterricht

Interessantes Video, das einen kleinen Einblick gibt, wie Erfahrungen aus Computerspieldesign mit archäologischer Forschung verknüpft werden können.

Das Projekt geht über 3D-Rekonstruktionen von historischen Gebäuden, wie sie schon länger z.B. für Ausstellungen produziert werden, hinaus. Dazu noch ein Beispiel aus Köln. Dort wird in der Innenstadt in der sogenannten archäologischen Zone das Judenviertel der Stadt ergraben. Geplant ist auch ein jüdisches Museum. Der Film auf Youtube ermöglicht in Computerspieloptik einen Gang bzw. Flug durch eine 3D-Rekonstruktion der „ältesten Synagoge nördlich der Alpen“. Das ist eindrucksvoll. Für ein breiteres Publikum braucht es aber mehr Informationen, der reine Film ist nicht ausreichend. Ein Audiokommentar wäre gut, denkbar wären auch  Beschriftungen und Informationen im Video selbst – eventuell als interaktive Punkte oder Flächen. Diese Art der Aufbereitung ist im Vergleich zur Produktion der eigenlichen Rekonstruktion eine – allerdings entscheidende – Kleinigkeit.

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Dokumentation der Ereignisse rund um den 9.11.1938 auf Twitter

In zwei Tagen jährt sich die Reichsprogromnacht zum 75. Mal. Das haben fünf junge HistorikerInnen zum Anlass genommen, die Ereignisse über mehrere Tage auf Twitter unter @9nov38 zu dokumentieren. Das Projekt findet große Aufmerksamkeit und bislang – sieht man einmal von den notorischen Nörglern in den Kommentaren ab – durchweg positive Resonanz. Wenn es auch darum geht, dass diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten, dass immer wieder aufs Neue erinnert werden muss und auch eine möglichst breite Öffentlichkeit angesprochen werden soll, dann zeigt dieses Projekt, wie dies beispielhaft mit Social Media möglich ist.

Da bereits in den letzten beiden Tagen so viel über das Projekt geschrieben wurde, belasse ich es an dieser Stelle bei dem kurzen Hinweis. Zur Einführung in Ansatz und Zielsetzung des Projekts ist der einführende Beitrag von Michael Schmalenstroer hilfreich. Er weist in einem weiteren Artikel in seinem Blog auch auf die Probleme der zeitlichen Datierung der Nachrichten hin. Alle Informationen zu dem Projekt werden auch in einem eigenen Blog gebündelt, dort findet sich auch ein jetzt bereits beeindruckender Nachweise der medialen Rezeption des Geschichtsprojekts mit lesenswerten Beiträgen und Interviews.

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Stadtpläne zum jüdischen Leben in Koblenz und Mainz

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Im Rahmen der Projektwoche von den Schülerinnen und Schülern erstellte Stadtpläne, jetzt als Objekt ausgestellt auf der Jahrestagung der Projekte des Leo Baeck Programms im Jüdischen Museum Berlin.

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Datenbank Erinnerungsorte in Deutschland

Das Blog ist nun aufgenommen in die Datenbank für Erinnerungsorte der Bundeszentrale für politische Bildung. In der Datenbank finden sich Informationen zu Gedenkstätten, Museen, Dokumentationszentren, Mahnmalen, aber auch zu Online-Angeboten, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinneren und Bildungsangebote zur Geschichte des Nationalsozialismus bieten.

Datenbank Erinnerungsorte

 

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